Present.Perfect.
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Seit einigen Jahren erlebt das Live-Streaming in China einen wahrhaftigen Boom. Über 420 Millionen Chines*innen teilten in 2017 gestreamte Videos auf regelmäßiger Basis. Die Zuschauer*innen können mit den sogenannten „Anchors“ interagieren, ihnen Fragen stellen und virtuelle Geschenke senden, die sich in Geld umtauschen lassen. Für ihren Dokumentarfilm folgte Shengze Zhu zwölf dieser Anchors über zehn Monate. Aus mehr als 800 Stunden Material stellte sie das kollektive Porträt einer Generation zusammen, für die das Online- und Offline-Sein eng miteinander verbunden ist. Zhu widmet sich nicht den Stars der Szene, sondern denjenigen an den Rändern: ein mäßig talentierter Straßentänzer, ein behindertes Mädchen, eine junge alleinerziehende Mutter, die in einer Textilfabrik arbeitet. Für sie alle scheint das Internet die einzige Möglichkeit zu sein, so etwas wie Freundschaft zu erfahren. Die chinesische Zensur geht längst gegen dieses Phänomen vor und hat eine Vielzahl virtueller Showrooms geschlossen. Der Rest betreibt Selbst-Zensur. Dennoch zeichnet das Live-Streaming ein eindrückliches Bild der zeitgenössischen chinesischen Gesellschaft und ihrer Unzulänglichkeiten.