Self Share
Self Share
Die sozialen Medien bilden eine Raum, in dem die noch so kleinen Alltagserfahrungen nicht nur geteilt, sondern auf Schönheit, Perfektion und Wirksamkeit hin inszeniert und vermarktet werden. Influencer kennen keine schlechten Tage – jedenfalls veröffentlichen sie keine Instagram-Fotos davon. Auch wenn der Trend zur allzu optimierten Selbstdarstellung vorübergehen mag, die affektive Bindung an die digitalen Geräte und Plattformen sowie die damit einhergehende Ökonomisierung der sozialen Verhältnisse hat längst alle Lebensbereiche erreicht. Die immer differenziertere Auswertung und Kontrolle des Nutzer*innenverhaltens ermöglicht Anwendungen, die, wie Harald Welzer schreibt, Entlastung von als defizitär verstandenen menschlichen Fähigkeiten versprechen und einer kolonialen Herrschaftstechnik gleichkommen: die Verinnerlichung der vorgegebenen Ordnung in Form von Selbstzwang. Mit Mitteln der Autoethnographie, der Performance und Satire untersuchen die Filme in Self Share ambivalente YouTube-Phänomene, Selfie-Kultur und künstliche Intelligenz und spielen mit Ansätzen, sich den algorithmischen Normen durch Eigensinn zu entziehen.
Anschließend wird ein Gespräch mit Sylvie Boisseau, Frank Westermeyer und Tobias Yves Zintel stattfinden, moderiert von Florian Wüst.